Wirtschaftsspionage

Unter Wirtschaftsspionage versteht man die staatlich gelenkte oder gestützte, von fremden Nachrichtendiensten ausgehende Ausforschung im Zielbereich Wirtschaft.

In der öffentlichen Diskussion und Medienberichterstattung werden die Begriffe Wirtschaftsspionage und Konkurrenzspionage / Industriespionage häufig nicht richtig voneinander abgegrenzt. So handelt es sich bei der Industriespionage und Konkurrenzspionage um die illegale Beschaffung von Know-how und Waren durch konkurrierende Unternehmen, bei der Wirtschaftsspionage um Aktitivitäten von staatlichen Nachrichtendiensten. Ziel der Wirtschaftsspionage ist es, durch entweder früheren Erhalt der Informationen sich selbst einen Vorteil zu verschaffen oder früh genug Gegenmaßnahmen einleiten zu können.

Dabei werden sowohl befreundete als auch oppositionelle Parteien in den Prozess einbezogen. Häufige Wirtschaftsspionagetechniken sind das unerlaubte Kopieren von Daten, das Fotografieren von Schriftstücken, Unternehmensanlagen, Fertigungstechniken oder Prototypen oft mittels sehr hochauflösenden Fotohandys, das Abfangen von Briefen und E-Mails, das Abhören von Telefonen und Internetverbindungen, sowie das Einbringen von Informanten oder Aufkaufen anderer Informanten der Gegenpartei.

In Europa wird befürchtet, dass die USA mit ihrem Spionagesystem Echelon systematische Wirtschaftsspionage zugunsten der US-Unternehmen betreiben. Nachgewiesen wurde dies für den Fall der GATT-Verhandlungen 1993.

Für viele Firmen fällt der Schutz gegen Wirtschaftsspionage unter das Oberthema IT-Sicherheit und ist heute ein wichtiger Bestandteil von Anwenderschulungen. Insbesondere deshalb, weil viele Anwender weder die Gefahren noch die Konsequenzen von Wirtschaftsspionage kennen. Sie sind damit oft das Hauptziel von Angreifern und Spionen, da technische Schutzmaßnahmen heute sehr ausgereift sind.

In Deutschland wird Wirtschaftsspionage auf Bundesebene vom Bundesamt für Verfassungsschutz verfolgt.

Auf Landesebene fällt die Verantwortung in den Bereich des jeweils zuständigen Landesamt für Verfassungsschutz, sofern es eine Abteilung Spionageabwehr betreibt. Allerdings gibt es in Deutschland auf Behördenebene keine wirkliche flächendeckende Abwehr, so dass ausländische Konzerne mit Hilfe ihrer Geheimdienste in Deutschland Unternehmen relativ leicht ausspionieren können. Lediglich das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik betreut mit der Abteilung 2 – Kryptologie und Abhörsicherheit, eine Spionageabwehrteam, welches diese Leistung Bundes- und Landesbehörden, sowie Unternehmen die durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Technologie (BMWi) der Geheimschutzbetreuung unterliegen, anbietet.

Deutschland betreibt selbst offiziell keinen Geheimdienst, der für die deutsche Wirtschaft im Ausland spioniert.